Singapur: Unterwegs in Little India oder der beste Tee in der Stadt

Als ich mal in Chinatown in Singapur dieses Eis aß,
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fragte mich ein Chinese mittleren Alters, ob er sich an meinen Tisch setzen dürfe. Meine Reaktion war leider bulgarisch: ich nickte spontan. Was auf Bulgarisch „Nein“ bedeutet. Und in nahezu allen anderen Ländern „Ja“. Also setze er sich zu mir und verwickelte mich in ein Gespräch. Er gab mir Reisetipps über Singapur und erzählte mir, ich solle nach Little India fahren und dort im zentralen Hawker Center den Stand 3#11 aufsuchen. Der Verkäufer dort würde den besten Tee in Singapur machen und selbst der Präsident von Singapur würde seinen Tee dort trinken.
Hm… beim Wort Tee klingelte es bei mir (wie manche von euch vielleicht wissen, bin ich ja großer Tee-Fan). Also Eis zu Ende geschleckt und ab in die MRT nach Little India. Von Chinatown sind es nur wenige Haltestellen.
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Dort ausgestiegen fiel mir relativ schnell eins auf: die heiße und feuchte Luft war geschwängert vom Geruch nach Gewürzen, Essen und anderen undefinierbaren Dingen – eine Mischung aus exotisch und penetrant.

Für mich kein Punkt, der spontane Begeisterung auslöst. Eher ein Naserümpfen. Aber, wer schon zu Stundentenzeiten drei Tage lang in einer Fleischfabrik gearbeitet hat, der schreckt nicht so schnell vor ein wenig strengem Geruch zurück. Abgesehen davon hatte ich ja eine Mission, also machte ich mich auf Erkundungstour.

Auch in Little India findet man hübsche Shop Houses wie in Chinatown:
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Aber im Allgemeinen wirkt hier alles etwas heruntergekommener.

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Überall gibt es kleine bis mittelgroße Geschäfte, manche der Händler haben ihren Stand aber auch direkt an der Straße aufgebaut:

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Und auch wenn hier eher der Geruchssinn herausgefordert wird und alles nicht so auf Hochglanz poliert ist, kann man in Little India manche ungewöhnliche Entdeckung machen.

Ich verirrte mir relativ schnell in eine kleinere Gasse. Und es dauerte nicht lange, da lief ich an einem kleinen Laden vorbei. Vor der Tür brannten Räucherstäbchen an einem kleinen Altar und auch der Ladenbesitzer saß müßig da. Ich steckte meine neugierige Nase in die Türöffnung und wollte genau sehen, was er da verkauft. In dem schummrigen Laden, zwischen verstaubten Räucherstäbchen-Packungen und Buddha-Figuren konnte ich das restliche Sortiment ausmachen: Sex-Toys aller Art. Juhu, wie geil ist das denn, dachte ich mir, und wollte natürlich gleich ein Bild davon machen. Der Verkäufer erahnte, dass ich wohl kein ernsthaftes Interesse an seinen Second-Hand-Artikeln hatte (zumindest muteten die Teile so an…) und gab mir zu verstehen, dass sein zweifelhafter „Schrein“ nicht fotografiert werden darf.

Das fand ich etwas bedauerlich, aber ich musste nicht lange warten: nur wenige Minuten später wurde ich mit dieser schrillen Erscheinung entschädigt:
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Ganz schön viel los auf dem Fahrrad, was? Und was will uns der Fahrer mit dem Puppenkopf mit dem weit aufgerissenen Maul am Lenker wohl sagen?! Es bleibt sein Geheimnis. Aber so was zweimal an einem Tag?! Da hat sich der Besuch schon gelohnt ;D.

Lustigerweise blieb es an diesem Tag auch nicht nur dabei, auch wenn die weiteren Entdeckungen nicht mehr ganz so frivol ausfielen. Ich lief einfach weiter und schaute mir die Gemüseläden an. Da entdeckte ich diese „Warzen“-Gurken, die teilweise an einer Krankheit oder einem Tier aus den Meerestiefen erinnern:
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Neben den Gemüseständen gibt es viele kleine Läden in Little India, in denen man sich auch die Haare, die Augenbrauen oder einen ausufernden (Damen-)Bart mit einem Faden im Null-Komma-Nix zurechtzupfen lassen kann. Da kann man sich auch Hände und Füße mit Henna bemalen lassen. In einem Anflug von spontanem Leichtsinn unterzog ich mich ebenfalls einer kleinen Henna-Session:

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Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass das Zeug danach mindestens 3 Wochen lang dranbleibt, bis es sich ausgewaschen hat. Als ich davon erfuhr (natürlich nachdem es schon dran war), versuchte ich mir ins Gedächtnis zu rufen, wann mein nächster Kundentermin nach dem Urlaub wäre… Dazu fand ich, dass die Frau es hätte hübscher machen können. Aber nachdem die Farbe trocken war und nur die Zeichnung auf der Haut blieb, sah es gar nicht so schlecht aus. Ich habe sogar einige Komplimente dafür bekommen. Glücklicherweise war die Qualität nicht von der versprochenen Dauer, nach zwei Wochen konnte ich die verbleibende Bemalung wegrubbeln.

Wer genug Zeit in Little India/Singapur verbring, landet irgendwann im Mustafa Zentrum.

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Das ist eine riesige Shopping Mall, in der man buchstäblich die eierlegende Wollmilchsau finden kann. Sie erstreckt sich über mehrere Etagen und dort gibt es alles Mögliche zu kaufen: Kleidung, Technik, Schuhe, Kosmetik, Essen, Schmuck, Sportartikel, und was das Herz so begehrt.

Wenn man in Singapur lebt, lohnt es sich seine Großeinkäufe mal hier zu machen, denn die Sachen sind etwas günstiger. Es ist natürlich keine feine Shopping-Mall, aber auch wenn die Adidas-Schuhe lieblos in Gitterboxen zusammengepfercht sind, sind sie trotzdem Adidas-Schuhe. Es sieht so aus, als wäre dort alles etwas schäbiger, aber letztendlich sind alle Artikel Originalware.
Das Coole an der Mall ist, dass sie 24h geöffnet hat. Wer mal was Ungewöhnlicheres machen will, könnte z.B. für ein paar Stunden auf der Party-Meile in SG – Clarke Quay/Boat Quay – durchfeiern und danach ein Night-Shopping einlegen.
Eine kleine Enttäuschung musste ich im Mustafa Center aber dennoch wegstecken: ich konnte dort keinen Eierkocher finden! Eierlegende Wollmilchsau ohne Eierkocher geht ja mal gaaaar nicht, oder 😀 ?! Aber wer weiß, vielleicht haben sie diese Marktlücke inzwischen schon geschlossen.

Irgendwann musste ich das Mustafa Center verlassen, um mich endlich auf die Suche nach dem Hawker Center zu machen.

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Denn langsam aber sicher wollte ich auch wieder mal etwas essen.

Das Einkaufszentrum war schnell gefunden. Dort angekommen, fing ich an, nach dem Laden zu suchen. Insgeheim hoffte ich, dass er nicht in unmittelbarer Nähe des Fischmarktes ist. Diesen konnte man schnell im untersten Stockwerk finden: immer der Nase nach…
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Nach kurzem Herumirren war ich endlich am Ziel: es war tatsächlich ein Getränke-Stand.  Ich setzte mich an einen Tisch und bestellte mir etwas zum Essen. Dazu nahm ich vernünftigerweise eine Mango-Lassi und fragte nach dem speziellen Tee, der auch vom Präsidenten höchstpersönlich so geschätzt sei. Der Besitzer flitzte kurz herum und bald kam er wieder mit einem Becher schwarzen Tees zurück, gemischt mit Milch und Zimt (glaube ich). Also Chai-Latte für Anfänger?? Auf meine Frage, was denn für spezieller Tee hierfür verwendet wurde, kam eine knappe Antwort:
„Lipton“.

…tja, so viel zum Thema „der beste Tee in der Stadt“ 😉 . Da fiel mir auch nichts Schlagfertiges mehr ein. Ausnahmsweise.

Keine Schokolade ist auch keine Lösung…

Alle guten Dinge im Leben sind entweder illegal, unmoralisch oder man wird davon dick.

Nach dem unmoralischen Exkurs im letzten Beitrag arbeite ich mich heute durch bis zum dritten Punkt.

Wie viele von euch, habe ich auch einen zweiten Magen, der für alle Arten von süßen Speisen vorgesehen ist. Dieser Magen ist bei mir vor allem eins: allzeitbereit. Er kann immer und er will immer: etwas Süßes haben.

In Singapur musste ich die Existenz dieses Magens unerwarteterweise in Frage stellen. Plötzlich weckten Schokolade, Muffins oder Kekse keinerlei Gelüste mehr in mir. Für einen kurzen Moment ließ mich das an meiner geistigen Gesundheit zweifeln…
Aber bald fand ich den Grund heraus: es war zum Glück nur

Die Hitze…

Bei Dauertemperatur > 27° hat Schokolade ihre richtige Konsistenz (schmilzt bei 26°) von vorne herein verloren. Sie liegt dann wie Blei im Magen und man hat das Gefühl, dass sie noch fetter macht… Und plötzlich hat man auch keine Lust mehr auf Sachen wie Käse, Wein, Salami und alles, was man in Deutschland sonst so gern gegessen hat (naja, zumindest mir ging es so).

Ich wollte es am Anfang nicht so richtig glauben und nachdem ich mich mit manch asiatischem Essen nicht anfreunden konnte, gingen wir in ein bayrisches Restaurant in Vivo City. Dort wurden wir von der Bedienung – drei hochgewachsenen Indern – mit einem einwandfreien „Servus!“ begrüßt. Gfoit ma ;), aber nach Deftigem war’s mir auf Dauer auch nicht…

Also wähnte ich mein Figürchen schnell in Sicherheit: täglich mehrere Kilometer Fußmarsch, keine Schokolade und die angeborene Abneigung gegenüber frittierten Hühnerköpfen ließen mich zunehmend erschlanken.

Aber wie soll es anders sein, eines Tages lief ich an einem der Cake Shops von Bengawan Solo vorbei.

Abgesehen davon, dass Bengawan Solo ein indonesischer Song über einen Fluss sei, ist das auch eine Kette in Singapur, die indonesische Spezialitäten, Kuchen und Kekse herstellt. Gegründet wurde sie von einer Dame, die einst ihre hausgemachten Kuchen zuerst an die Nachbarn und später an umliegende Geschäfte und Restaurants verkaufte. Bis ihr die Steuerbehörde auf die Schliche kam. So sei sie gezwungen gewesen, entweder ihre Backkünste wieder in die eigenen vier Wände zu verlagern oder einen eigenen Laden zu eröffnen. Offensichtlich hatte sie sich für Letzteres entschieden und ist heute Millionärin.
Und so kann man ihre Kreationen heutzutage in Singapur kaufen: Kuchen mit exotischen Namen, interessantem Aussehen und für mich völlig neuem Geschmack. Um nur ein paar davon zu nennen: Binka Ubi, Kueh Angku, Lapis Sagu, Kueh Dadar, Kueh Talam, Talam Ubi, Talam Hidjau, Ongol Ubi… Es handelt sich dabei meistens um süße gedämpfte Kuchen von halbfester und z. T. leicht klebriger Konsistenz.

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BengawanSolo-3Zu dem Zeitpunkt konnte ich mit Namen wie Ubi-Bubi und Angu-Mangku nichts anfangen. Und aus Form und Farbe wurde ich auch nicht schlau. Sprich, ich konnte mir nicht vorstellen, wie die Küchlein schmecken oder riechen. Daher kaufte ich ein Probierset, bestehend aus Binka Ubi, Kueh Angku, Kueh Dadar, Talam Hidjau und Lapis Sagu.

BengawanSolo-1Plötzlich meldete sich das zweite Mäglein wieder. Ich beschloss das süße Stück zu probieren, von dem ich mir geschmacklich am wenigsten versprach. Und so fing ich an, an einem Kueh Dadar – eine Art grüner Pfannkuchen – zu naschen… Einen Bissen später und ich machte kehrt. Keine 3 Minuten waren seit meinem Einkauf vergangen, schon stand ich wieder vor dem Laden und kaufte drei weitere Kueh Dadars. Ich hätte wirklich nicht erwartet, dass mir dieser grüne Pfannkuchen so munden würde…

Er ist gefüllt mir einer Kokosmischung, die mit Palmenzucker zubereitet ist. Und der grüne Teig hat einen besonderen, samtweichen Duft, den ich nicht kannte: den Duft nach Pandan. Meine umgehende Recherche ergab, dass Pandanblätter in Indonesien, Malaysia, Thailand und alles, was in der Nähe ist, weit verbreitet seien. Sie haben einen ganz besonderen milden Duft/Geschmack (hier schmeckt man ganz klar mit der Nase) und harmonieren hervorragend mit Gerichten, die mit Kokos zubereitet werden. Pandan-Blätter werden auch oft eingesetzt, um den Geschmack von billigem Reis zu veredeln:

In diesem Fall hatten die Pfannkuchen nicht nur ihren geilen Geschmack, sondern auch ihre geile Farbe diesen Blättern zu verdanken. Und trotz Hitze konnte ich sie gut essen und mir hat’s sogar immer wieder danach gelüstet 😉 (übrigens, Binka Ubi wäre mein zweiter Favorit).

Es war sofort klar, dass ich sie zu Hause nachmachen werde. Schon in SG kaufte ich ein Päckchen Palmenzucker für die Füllung. Die Pandanblätter musste ich aber in Deutschland erstmal suchen.

In Singapur kann man sie in jedem Supermarkt für etwa 45 Cent (SGD) kaufen (ca. 0.30€). In Deutschland bekommt man sie frisch in guten Asialäden für etwa 2€ pro Bund. Das erste Mal kaufte ich sie aber tiefgefroren in einem Asiashop. Zu Hause angekommen musste ich feststellen, dass sie schon im Jahr 2011 abgelaufen waren… Ich ließ mich nicht entmutigen: aufgetaut, den Riechtest durchgeführt, für gut befunden und zu Kueh Dadar verarbeitet. Selbstlos wie ich bin, ließ ich vorsichtshalber Mr. G und engste Freunde zuerst probieren, bevor ich mich selber da ranmachte ;D.

Neee, das war natürlich Spaß. Äh fast. Beim zweiten Mal kaufte mir Mr. G dann frische Blätter.

Und da ihr euch bestimmt schon fragt, wann ich endlich das Rezept rausrücke, hier ist es:

Kueh Dadar selbst gemacht ;)

Kueh Dadar selbst gemacht 😉 (auch bekannt unter dem Namen Kueh Ketayap)

Für den Teig

  • 6 Pandan Blätter
  • 250 ml Wasser
  • 150 gr Mehl
  • 1 Ei, verrührt
  • 60 ml Kokosmilch
  • 1 Prise Salz

Für die Füllung (ich persönlich nehme nur die Hälfte an Kokosraspeln und Zucker!)

  • 300 gr Kokosraspeln
  • 150 gr Palmenzucker
  • 2 Pandan Blätter
  • 100 ml Wasser
  • etwas Butter
  1. Füllung zubereiten: Palmenzucker zerkleinern (falls er in gepresstem Zustand vorliegt) und mit verknoteten Pandan Blättern in einen Topf mit dem Wasser erhitzen. Wenn das Wasser kocht, Hitze reduzieren und die Kokosraspeln hinzufügen und gut vermischen. Weiter rühren, bis das Wasser verdunstet ist, aber die Kokosraspeln noch feucht sind. Dann vom Herd nehmen und auskühlen lassen.
  2. Teig zubereiten: Die Pandan Blätter grob zerkleinern und in einem Mixer pürieren. Durchsieben, um den Saft abzufangen. Mehl mit Salz vermischen. Das Ei dazu geben und langsam mit der Kokosmilch und den Pandan Saft verrühren. Klumpenbildung vermeiden und wenn nötig mit Wasser oder Kokosmilch verdünnen.
  3. Dünne Pfannkuchen in einer Pfanne braten.
  4. Jeweils einen Löffel von der Füllung auf jeden Pfannkuchen geben und zusammenrollen.

Ich mag sie persönlich am liebsten lauwarm und trinke dazu ganz non-indonesisch einen kühlen, selbst gemachten Ayran (bei warmem Wetter ebenfalls bewährtes Getränk). Oder wie wäre es mit Tee??

Enjoy :)!

Orchidmania

OrchidGarden-25Neulich stand ich in einem Blumenladen, als ein junger Mann vor mir die Verkäuferin nach einem Geschenk für seine Freundin fragte. Die Verkäuferin bot ihm ein Gesteck mit Orchideen an, aber der Mann winkte nur gelangweilt und meinte, Orchideen seien „etwas für Omas“. Ohne es zu merken hatte er gerade mit diesem unqualifizierten Spruch die Stunde seiner Orchideenaufklärung eingeläutet.

Danke für die Blumen :)!

bestblogawardWie ich über Twitter angekündigt habe (jetzt alle mal leicht schräg nach rechts auf das Twitter Widget schauen 😉 ), wurde ich von Melli von www.living-in-stuttgart.com für den Best Blog Award nominiert und darf jetzt ein paar Fragen beantworten.

Vielen Dank, Melli!!!

 

 

 

Warum gibt es Deinen Blog?

Hm, es gibt einige Gründe, wenn ich so darüber nachdenke…

Hiking in Singapore :: The MacRitchie Trails

Die längste Wanderstrecke in Singapur kann man wohl eher bei einem Streifzug durch die Shoppingmalls zurücklegen. Aber nachdem ich meinen Lieblingsladen von Desigual in meiner Lieblingsshopping-Mall VivoCity* mehrfach geplündert und somit eh nicht mehr viel Geld übrig hatte, war auch meine Lust auf Shoppen kurzzeitig verpufft. Jaaa, das kommt tatsächlich nach 2-3 Tagen vor!

Und so ziehe ich meine Wandersandalen an, schnappe mir 3 Liter Wasser und mache mich auf dem Weg zum MacRitchie Reservat, das der älteste Naturpark in Singapur ist.